Kollaborative Innovation

  Midstream Modulation Urheberrecht: © Erik Fisher

Midstream Modulation von Forschung und Innovation

 

Transdisziplinarität und integrative Wissenschafts- und Technikentwicklung

Spätestens seit dem Verkehrs- und Städtebauprojekt Stuttgart 21 wurde deutlich, dass klassische Verfahren der Akzeptanzforschung nicht mehr ausreichen. In einer digitalen Mediendemokratie leisten solche Verfahren nicht mehr, die Legitimität für Wandlungsprozesse (hier konkreter: Technisierungsprozesse) herzustellen. Vielmehr bedarf es neuer Formen der Partizipation, um interessierte Anspruchsgruppen frühzeitig in die Planung und Ausgestaltung dieser Wandlungsprozesse mit einzubeziehen. Genau dies soll mit transdisziplinären Forschungs- und Transformationsansätzen bewerkstelligt werden. Insbesondere erscheinen hierbei verschiedene Formen von Realexperimenten und anderen transdisziplinären Forschungsformaten aussichtsreiche Ansatzpunkte darzustellen. Sie können das gestiegene Maß an Mitsprachebedürfnissen in der Bevölkerung, die sachadäquate Einbeziehung von lokalem Wissen und die Moderation heterogener Bedürfnisse auf gleicher Augenhöhe gebührend in Rechnung stellen. HumTec bietet genau derartige transdiziplinäre Forschungsansätze an, um den Transfer der vielfältigen Aktivitäten im Bereich Forschung und Entwicklung der RWTH in die Nutzungskontexte durch sozial- und geisteswissenschaftliche Expertise zu ermöglichen beziehungsweise deutlich zu erleichtern.

Mit kollaborativer Innovation ist ein integratives Forschen an soziotechnischen Neuerungen gemeint. Dieser Forschungsansatz ist von der Überzeugung getragen, dass jede naturwissenschaftlich-technische Innovation immer auch soziale Innovationen miteinschließt. Es reicht demgemäß nicht aus, nur die technische bzw. naturwissenschaftliche Seite einer Neuerungsmaßnahme zu gestalten, sondern im gleichen Zuge gilt es auch die soziale Seite mit in die Gestaltung einzubeziehen. Dies sollte bereits in frühen Phasen des Innovationsprozesses geschehen, um so frühzeitig mögliche soziale Perspektiven der Nutzung oder Verwertung zu identifizieren. Zwischen dem Entwurf eines Forschungsprojekts durch Förderprogramme („upstream“) und der Regulierung neu entwickelter Technologien („downstream“) findet die alltägliche Arbeit der Forschung und Technologieentwicklung statt. Ziel der kollaborativen Innovation ist es, in dieser „midstream“ Phase Entwicklungspfade durch transdisziplinäre Zusammenarbeit zu modulieren (midstream modulation), sodass gesellschaftliche Gesichtspunkte berücksichtigt werden. In iterativen Schleifen werden ingenieur-, naturwissenschaftliche und informatische Forschungsaktivitäten einerseits mit sozial- und geisteswissenschaftlichen Studien zum gleichen Forschungsgegenstand andererseits in einen fruchtbaren Dialog gebracht, um die soziotechnische Innovation voranzutreiben.

Das Aktivitätsfeld „Kollaborative Innovation“ kann auf eine Reihe erfolgreicher Beispiele derartiger integrativer Wissenschafts- und Technikentwicklungen verweisen und bietet die geeignete Plattform, weitere transdisziplinäre Forschungsprojekte anzustoßen und zu begleiten. Diese Beispiele sind auf der Projektübersicht des Aktivitätsfelds zu finden.